Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) – Risikofaktoren und natürliche Behandlungen

Auszug aus dem Artikel "ADHD - Exploring risk factors and natural treatments” 

von Brian Casteels, ND

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine weit verbreitete neurologische Störung. Die geschätzte Prävalenz bei Kindern liegt weltweit bei ca. 5,29%.[1] In einer niederländischen Studie wurde festgestellt, dass 70% dieser Kinder auch noch im Erwachsenenalter davon betroffen sein können.[2] Merkmale von ADHS sind u. a. erhöhte Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität.[3] ADHS wird bei Kindern mit Adipositas und Inaktivität[4], Suchtneigung[5], erhöhter Verletzungsgefahr[6], defizitären schulischen Leistungen sowie beruflichen und sozialen Problemen assoziiert.[7]Es ist daher wichtig zu wissen, wie man den möglichen negativen Auswirkungen von ADHS auf das Leben der Betroffenen entgegentreten kann.

Es wurde immer wieder gezeigt, dass ADHS-Kinder häufig Schwierigkeiten bei der Ausführung von Aufgaben haben, mit denen Exekutivfunktionen beurteilt werden.[10] Man führt dies auf eine atypische Entwicklung in diesen Bereichen zurück, mit dem Potential, den ADHS-Phänotyp über eine Reihe von Faktoren zu beeinflussen.[10]

Umweltschadstoffe sind bei ADHS sicher beteiligt. Beispiele für solche Stoffe sind u. a. Phthalate[11] und Blei.[12] Wahrscheinlich haben außerdem eine ganze Reihe anderer Nervengifte schädliche Auswirkungen auf die Entwicklung des Gehirns.[13] Einige Chemikalien können das sich entwickelnde Nervensystem sogar über Generationen hinweg schädigen.[14]

Neben passiver Nikotin-Exposition und Rauchen in der Jugend können für die Entwicklung einer ADHS auch mütterlicher Stress und Infektionen in der Schwangerschaft eine Rolle spielen.[18] Studien zufolge kann mütterlicher Stress zu Entzündungen führen, die mit einem erhöhten Risiko assoziiert werden.[18] Weitere Faktoren, wie etwa der Genuss von Alkohol[19] während der Schwangerschaft, werden ebenfalls mit der Entwicklung einer ADHS in Zusammenhang gebracht.

Auch der Einfluss von Arzneimitteln kann eine wesentliche Rolle spielen. In einer der Studien wurde beispielsweise die Einnahme von Labetalol in der Schwangerschaft mit einem erhöhten ADHS-Risiko assoziiert.[22] Die Nebenwirkungen von der Einnahme von Paracetamol verstärkten sich mit zunehmender Anwendungshäufigkeit und bei einer Einnahme über einen Zeitraum von mehr als 3 Monaten in der Schwangerschaft.[23] Negativ auswirken könnten sich auch andere Arzneimittel, für die in diesem Bereich bislang noch keine ausreichenden Studienergebnisse vorliegen.

Die Gesundheit eines Individuums kann neben den oben genannten noch durch zahlreiche andere Faktoren beeinträchtigt werden. Laut US-amerikanischer Gesundheitsstatistik von 2013 kommt ADHS in den USA vier Mal häufiger bei Kindern mit einem schlechten Gesundheitszustand vor.[24] Neben der körperlichen Gesundheit spielen auch soziale Faktoren eine Rolle.

Die vor Bildschirmen verbrachte Zeit, wie z. B. Computer oder Fernsehen, kann sich auf die Aufmerksamkeitsfähigkeit auswirken. Das könnte auf die kurzen Informationsschnipsel zurückzuführen sein.[5] In einer Studie wurde ein täglicher Fernsehkonsum im Alter von 18 Monaten mit einer später auftretenden Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit im Alter von 30 Monaten assoziiert.[26] Ein weiterer zu berücksichtigender Aspekt ist, dass sich die Dauer der Bildschirm-Exposition negativ auf die Schlafdauer und die Schlaflatenz auswirken kann.[28] Eine Schlafbeeinträchtigung kann die verhaltensneurologische Funktion negativ beeinflussen[29] und 25 bis 50% der Eltern von ADHS-Kindern berichten von Schlafstörungen, insbesondere von Durchschlaf- oder Einschlafproblemen.[30]

Die Ernährung spielt für das gesamte Leben eine zentrale Rolle. Ausschließliches Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten wurde mit einer geringeren Häufigkeit von ADHS assoziiert, wohingegen eine frühe Einführung von Flaschennahrung die Gefahr erhöhen könnte.[31] Es gibt Belege, dass Eliminationsdiäten bei älteren Kindern die ADHS-Symptome reduzieren kann und dass ein klarer Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Verhalten besteht.[32]

Die richtige Wahl der Lebensmittel kann sich auch positiv bei der Behandlung von komorbiden somatischen Beschwerden und Schlafproblemen[32] auswirken und außerdem potentiell Entzündungen reduzieren[34,35] – alles, wie schon oben erwähnt, mögliche verstärkende Faktoren für ADHS.

Im Zusammenhang mit ADHS ist auch die Wirkung von Zucker ein viel diskutiertes Thema, da die Aufmerksamkeit nach hohem Zuckerkonsum laut einiger Studien rasch abnimmt.[33] In einer Studie stellte man fest, dass die insgesamt verzehrte Zuckermenge keinen Einfluss auf die ADHS-Symptome hatte; beim Vergleich von Zucker aus Früchten mit Zucker aus anderen Quellen stellte sich jedoch für die nicht über Früchte verzehrten Zucker ein erhöhtes Risiko für ADHS heraus.[36] In der gleichen Studie wurden Lebensmittel mit einem hohen Vitamin-C-Anteil mit einem geringeren Risiko für ADHS assoziiert.[36]

Jüngste Untersuchungen belegen einen direkten Zusammenhang zwischen der Gesundheit der Zellen und der Ernährung.[37] Eine Entgiftung kann auch durch die Verbesserung der Verdauungsfunktion über den Einsatz von Probiotika und den Verzehr eines angemessenen Anteils an Ballaststoffen unterstützt werden.[38] Eine Supplementierung mit N-Acetylcystein und den Vitaminen E und C sowie Selen ermöglicht die Eliminierung von Toxinen durch eine Erhöhung der Glutathionspiegel.[39] Zur Messung der Toxinkonzentrationen im Organismus stehen verschiedene Blut- und Urintests zur Verfügung.[40]

Bei einem Teil der unter ADHS leidenden Menschen kann auch ein Nährstoffmangel vorliegen. ADHS-Patienten weisen niedrige Konzentrationen von Zink (Zn) auf.[33] Auch ein Mangel an Eisen (Fe) kann zu einer Verstärkung von ADHS-Symptomen führen. Des Weiteren gibt es Hinweise, dass ADHS-Patienten auch unter Vitaminmangel leiden. Nach Forschungsergebnissen könnten Defizite an Vitamin D[43] und an Mikronährstoffen[44] vorliegen. Bei einigen Patienten könnte sogar durch eine Supplementierung mit Omega-3-Fettsäuren eine Besserung erzielt werden.[45]

Gemäß Studien könnte Ginkgo biloba positiv wirken, indem die dopaminerge Aktivität gesteigert wird.[46] Einigen Studienergebnissen zufolge könnte Ginkgo biloba, bei nur minimalen Nebenwirkungen, die wesentlichen ADHS-Symptome reduzieren und die Lebensqualität verbessern.[47]

Bewegung führt nachweislich zu einer Reduzierung der ADHS-Symptome, einer Verbesserung der neurophysiologischen Parameter, der motorischen Fähigkeiten und des Sozialverhaltens.[50] Durch körperliche Betätigungen, wie etwa aerobe Aktivitäten[51] und Tai Chi[53], und das Verbringen von mehr Zeit in der Natur, wie zum Beispiel in Parks anstatt im Stadtzentrum, können sich die Symptome verringern.[54]

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