Bekämpfung und Eindämmung des Reizdarmsyndroms

 
Auszug aus dem Artikel "Inflammatory Bowel Disease"

von Kelly Brown, B.Sc., N.D.

Das Reizdarmsyndrom (RDS) verursacht umfangreiche Entzündungen im Magen-Darm-Trakt, führt zu zahlreichen Symptomen und in der Regel zu chronischer Diarrhöe. RDS verläuft meist in Schüben, d.h. die Symptome treten auf und verschwinden wieder. Unter RDS versteht man zwei unterschiedliche Krankheitsbilder des Magen-Darm-Trakts: Morbus Crohn und Colitis ulcerosa (CU). Bei beiden Darmerkrankungen kommt es zu massiven Entzündungen des Magen-Darm-Traktes, die jedoch häufig sehr unterschiedlich in Erscheinung treten können.

RDS ist eine Kombination dieser beiden Erkrankungen und verursacht verschiedenste Magen-Darm-Beschwerden. Ein RDS kann außerdem zu mehreren Beschwerden führen, die nicht nur im Darm auftreten. Durch eine beeinträchtigte Nährstoffaufnahme kommt es zu einem Mineralstoffmangel, wie z. B. einem Mangel an Eisen (Anämie), Vitamin B12, Magnesium und/oder Kalzium. Das kann zahlreiche gesundheitliche Probleme zur Folge haben. Eines dieser Probleme ist extreme Müdigkeit. Außerdem treten wegen des Reizdarmsyndroms häufig auch andere Entzündungen im Körper auf, wie z. B. Arthritis. Die Entzündungen manifestieren sich u. a. in den großen Körpergelenken, in den Augen und im Magen. Bei 3 bis 5% der Patienten kommt es außerdem zu Lebererkrankungen[1].

Die naturheilkundliche Medizin kann für unter einem RDS leidende Patienten extrem hilfreich sein. Für die Behandlung werden entzündungshemmende Kräuter und Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt und Maßnahmen zur Umstellung der Ernährung und Lebensführung getroffen. Das Reizdarmsyndrom ist in zunehmendem Maße Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen, einschließlich der Forschung zur Ernährungsumstellung und zur Änderung der Lebensführung.

Die Probiotika im Darm unterstützen die Immunfunktionen und helfen dabei, Entzündungen zu reduzieren. Dies geschieht, indem sie das Darmgewebe bei der Sekretion unterstützen (Nährstoffverteilung), als Barriere fungieren (Infektionsabwehr) und antibakteriell wirken. Probiotika können außerdem dem entzündungsfördernden Effekt bestimmter Zellen, den sogenannten T-Zellen, entgegenwirken, die beim RDS in Aktion treten[3].

Für die Behandlung von RDS eignet sich am besten ein Probiotika-Kombinationspräparat. Wird ein Probiotikum verwendet, das nur einen der Bakterienstämme enthält, kann eventuell keine wesentliche Verbesserung erzielt werden. Eine Nahrungsergänzung mit Bifidobacterium hilft dabei, die Symptome der Colitis ulcerosa zu reduzieren und Rückfällen vorzubeugen[4]. Erste Studien belegen, dass eine Supplementierung mit Bifidobacterium wirksamer sein kann als eine Behandlung mit konventionellen Mitteln und dass sie sich bei der Bekämpfung von Colitis ulcerosa positiv auswirkt. Auch zur Supplementierung mit Lactobacillus wurden im Zusammenhang mit RDS zahlreiche Studien durchgeführt.

Die in der Naturheilkunde am häufigsten eingesetzten Entzündungshemmer sind Fischöle (essentielle Omega-3-Fettsäuren) und Quercetin. Beide Nahrungsergänzungen werden bei RDS-Patienten zur Reduzierung von Entzündungen im Darm angewendet.

In einer Studie mit 78 an Morbus Crohn leidenden Patienten ging nach der Einnahme von Fischölen der Grad der Entzündung zurück, indem sich der Anteil der sogenannten entzündungsfördernden Prostaglandine verringerte. Bei Morbus-Crohn-Patienten ist der Anteil dieser entzündungsfördernden Prostaglandine in der Regel erhöht[7], was die Entzündung im Darm verschlimmert. Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen unterstützen die Reduzierung der Prostaglandine und sind nachweislich hilfreich für die Behandlung von RDS.

Quercetin ist ein Pflanzenpigment, das in vielen Pflanzen und Nahrungsmitteln vorkommt. Es gehört zu den sogenannten Flavonoiden. Flavonoide weisen eine Molekularstruktur auf, die bei zahlreichen Krankheitsbildern Entzündungen reduzieren kann. Spezifisch beinhaltet Quercetin eine Reihe von Enzymen, die entzündungshemmend wirken. Es wird für die meisten entzündungsbedingten Erkrankungen als sicherer systemisch wirkender Entzündungshemmer eingesetzt[8]. Im Falle von Colitis ulcerosa werden bei Auftreten der Entzündung Zellen aktiviert, die als Mastzellen bezeichnet werden. Bei Morbus Crohn ist dies jedoch nicht zu beobachten. Mastzellen richten im Darm noch weiteren Schaden an. Untersuchungen zufolge hilft Quercetin, diese Mastzellen zu stabilisieren, damit sie die Darmschleimhaut nicht beschädigen können.[2,9] 

Supplementierungen mit Quercetin spielen für die Behandlung von RDS nachweislich eine große Rolle. Sehr gute Resultate für die Bekämpfung von RDS werden erzielt, wenn Patienten Nahrungsergänzungen mit hochdosiertem Quercetin vor den Mahlzeiten einnehmen.

Eine adäquate Ernährung ist ein sicherer und wirtschaftlicher Weg, um dem Reizdarmsyndrom entgegenzuwirken. Bezüglich RDS wurden verschiedene Änderungen in der Ernährung untersucht. Die jüngste Studie betrifft eine glutenfreie Ernährung und wurde mit 1647 RDS-Patienten durchgeführt. Bei dieser großen Anzahl an Patienten, die alle den Versuch einer glutenfreien Ernährung unternommen haben, kam es bei der Mehrzahl zu einer Besserung der Symptome bzw. zu einer Remission[11]. In einer weiteren Studie wurde eine Eliminationsdiät durchgeführt, um herauszufinden, wie lange der Zustand der Remission von Morbus Crohn aufrechterhalten werden konnte. Durch den Ausschluss bestimmter Lebensmittel wurde bei 1/3 der Studienteilnehmer eine langfristige Remission festgestellt[12]. Werden mit der Eliminationsdiät Gluten, Alkohol, verarbeitetes Fleisch und sonstige unverträgliche Lebensmittel vom Speiseplan genommen, hilft dies, das Reizdarmsyndrom in den Griff zu bekommen.

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