Viele unterschiedliche Bakterien wie die, die unseren Darm besiedeln, bilden ein misteriöses Universum.

von Ariel Jones, naturheilkundliche Ärztin

Viele Menschen weltweit leiden unter Reizdarmerkrankungen wie z. B. Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn. Die Auswirkungen des durch die Entzündung geschädigten Darmgewebes sind oft schmerzhaft und lebensverändernd. Doch wie entstehen diese Erkrankungen?

Die Erkenntnis, dass Darm und Gehirn eng miteinander verbunden sind, kann ein Licht darauf werfen. Diese Systeme kommunizieren in beide Richtungen über das autonome Nervensystem. Die Rückmeldungen aus dem Darm gehen an einen bestimmten Teil des Gehirns: an das limbische System. Deshalb ist es wichtig, die Rolle des limbischen Systems zu verstehen, um zu begreifen, wie beide zusammenwirken.

Wenn ein inneres oder äußeres Ereignis ein Ungleichgewicht verursacht, nimmt das limbische System dies wahr und schüttet Hormone in den Körper aus, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Dadurch erleichtert es unter anderem das Überleben, die soziale Interaktion und das Lernen. Hier werden die Emotionen erzeugt, und auch die damit verbundenen physiologischen Veränderungen sind das Werk diesen Teil des Gehirns. Das limbische System ist die Verkehrsleitzentrale, in der Gehirn und Darm zusammenwirken.

Was geschieht bei Darmerkrankungen?

Zur Erklärung der Ursachen wird auf verschiedene Auslöser verwiesen, aber vor allem Umweltfaktoren scheinen dabei eine große Rolle zu spielen: Psychosoziale Faktoren können Stresskreisläufe aktivieren, die zu physiologischen Reaktionen des Darms führen. Diese können direkt oder indirekt die Durchlässigkeit des Darms für Fremdpartikel und Bakterien bewirken. Als Reaktion darauf wird das Immunsystem aktiviert, um unseren Körper vor den fremden Eindringlingen zu schützen. Ein hochgradig durchlässiger Darm kann zu einer Hyperpermeabilitätsstörung führen, auch bekannt als "leaky gut". Auf diesem Weg können Entzündungen und Schmerzen im Darm auftreten.

Ein schmerzhafter, entzündeter Darm verändert das Gehirn

Wie bereits erwähnt, wird der Darm hauptsächlich vom limbischen System des Gehirns kontrolliert. Dort werden auch Emotionen, körperlicher und sexueller Antrieb, Schlaf, Appetit, Gedächtnisverarbeitung, Stressreaktion und Stimmungsstörungen gesteuert. Wenn ein Ungleichgewicht wie Schmerzen oder Entzündungen aufgrund von z. B. dem Reizdarmsyndrom auftreten, reagiert das limbische System, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Die Aktivitäten im limbischen System sind so wichtig und allgegenwärtig für das Funktionieren des Menschen, dass Störungen die Stimmung und das Verhalten verändern und beeinflussen können. Eine der Veränderungen, die im Gehirn von Patienten mit akuter Kolitis zu beobachten sind, ist die Hochregulierung von Neuropeptid Y. Dies ist ein Teil des Mechanismus, der Säugetieren hilft, sich von intensiven Schmerzen im Zusammenhang mit Entzündungen oder Nervenverletzungen zu erholen. Der Mechanismus ist außerdem für die Regulierung von Angst und Stress, von Schlaf-Wach-Zyklen, für die Senkung des Blutdrucks und die Kontrolle epileptischer Anfälle verantwortlich. Die Rolle von NPY bei der Erhöhung der Nahrungsaufnahme und der Speicherung von Energie in Form von Fett kann bei chronischer Stimulierung schädlich sein. Neben Schmerzen und Entzündungen erhöhen auch Stress sowie eine fett- und zuckerreiche Ernährung nachweislich den NPY-Spiegel im Gehirn.

Inzwischen häufen sich auch die Belege für den Zusammenhang zwischen entzündlichen Darmerkrankungen und Depression. Oft treten beide Krankheitsbilder gleichzeitig auf und ihre Symptome sind in den Phasen, in denen die Krankheit aktiv ist, stärker ausgeprägt. Der Zusammenhang zwischen dem Darm und der psychischen Gesundheit ist eindeutig.

Heilung des Darms zur Verbesserung von Depressionen

Stressfaktoren beseitigen

Körperlicher Stress, ausgelöst durch nährstoffarme Ernährung, verarbeitete Lebensmittel, die Einnahme von Antibiotika in der Vergangenheit oder zu viel Zucker, schädigt den Darm und schwächt unser Immunsystem. Auch zu wenig Schlaf ist ein körperlicher Stress. Emotionaler Stress kann aus vielen Gründen entstehen, die z. B. unseren Job, Geld, Beziehungen und vieles mehr betreffen. Es ist ein guter erster Schritt auf dem Weg zu mehr Wohlbefinden herauszufinden, was bei Ihnen Stress verursacht. Stressfaktoren abbauen ist ein fortlaufender Prozess. Familie und enge Freunde sind dabei meist eine unschätzbare Hilfe, um diese in Ihrem Leben zu erkennen und zu verringern.

Richten Sie Ihre Ernährung neu aus

Oxidativer Stress durch entzündungsfördernde Lebensmittel scheint eine wichtige Rolle bei degenerativen Prozessen des Darms zu spielen. Die Beseitigung dieser Nahrungsmittel, die wir nicht brauchen und die teuer und gesundheitsschädlich sind, ist der zweitwichtigste Schritt zur Heilung des Darms.

Dagegen können die richtigen Lebensmittel zum Gleichgewicht beitragen:

  • Leinsamen und Chia haben eine schleimige, klebrige Schicht, die sich heilend auf das Darmgewebe auswirkt, und enthalten Ballaststoffe, Eiweiß und Omega-3-Fettsäuren, die dazu beitragen, Entzündungen zu verringern. Leinsamen lassen sich zu leckeren Crackern verarbeiten, als Öl einnehmen oder gemahlen in Haferflocken einrühren. Eingeweichte Chiasamen werden zäh und eignen sich hervorragend für einen Pudding.
  • Kohl enthält die Aminosäure Glutamin, die zur Heilung der Enterozyten (Zellen des Magen-Darm-Trakts) beiträgt. Roher Kohl kann in Salate gerieben oder als Salat gegessen werden.
  • Das Einweichen von Nüssen trägt dazu bei, die Phytinsäure zu neutralisieren, die in der äußeren Schicht der Nüsse enthalten ist. Wenn Nüsse und Samen vor dem Verzehr sechs Stunden lang eingeweicht werden, kann der Darm die Nährstoffe leichter verdauen und aufnehmen.
  • Das Spülen der Körner vor dem Verzehr hilft, die Saponine auf der äußeren Oberfläche zu entfernen. Saponine binden sich an das Schleimhautepithel und erhöhen die Durchlässigkeit der Oberfläche. Zu viele Saponine und andere Darmgifte können zu einem undichten Darm führen.

Den Darm heilen: Mikronährstoffe

  • Glutamin ist eine Aminosäure, die helfen kann, den Darm zu reparieren und zu schließen.
  • Lactobacillus helveticus, Bifidobacteria longum und B. infantis scheinen viele Symptome des Reizdarmsyndroms zu lindern.
  • Fischöl kann helfen, Entzündungen zu verringern und die kognitive Funktion des Gehirns zu unterstützen.

Soziale Unterstützung

Der Kontakt zu Menschen in Ihrer Gemeinschaft, Ihrer Familie und zu Ihren Freunden ist ein wichtiger Bestandteil der Erhaltung einer guten psychischen Gesundheit. Soziale Unterstützung senkt Stress, Ängste und Depressionen und verbessert die allgemeine Gesundheit.

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